Unzureichende Liquiditätsplanung ist der häufigste Grund, warum Unternehmen in die Insolvenz geraten. Daher kommt dieser im Finanzmanagement eine besonders wichtige Bedeutung zu.
Insbesondere, wenn Finanzverantwortliche und/oder Unternehmenslenker:innen Liquiditätsprognosen nutzen, um strategische Entscheidungen zu treffen, lässt sich das Risiko für einen Liquiditätsengpass – und somit für die Zahlungsunfähigkeit – senken. In diesem Beitrag erfahren Sie, wie Liquiditätsprognosen Ihrem Unternehmen außerdem noch weiterhelfen können.
Wie funktionieren Liquiditätsprognosen?
Wie eingangs erwähnt, lässt sich mit einer soliden Liquiditätsplanung das Insolvenzrisiko senken. Der Grund dafür ist einfach: Wenn Sie einen gesamtheitlichen Überblick über sämtliche Ein- und Auszahlungen auf Ihren Geschäftskonten haben, nutzen Sie dies als Grundlage für Ihre Liquiditätsplanung. Am Status Quo erkennen Sie, wie viel an Kosten Ihr Unternehmen jeden Monat hat und wie hoch die Einnahmen sind.
Projizieren Sie diese Daten unter bestimmten Annahmen in die Zukunft, erhalten Sie eine Liquiditätsprognose für die kommenden Monate. Rechnen Sie beispielsweise mit sinkender Kundennachfrage, berücksichtigen Sie diesen Umstand bei Ihrer Liquiditätsplanung mit geringeren Einnahmen als in den Vormonaten. Auf diese Weise können Sie abschätzen, ob Sie auch in den kommenden Monaten einen Überschuss erwirtschaften, oder mit einem Defizit rechnen müssen.
Wie helfen Liquiditätsprognosen weiter?
Liquiditätsengpässe frühzeitig erkennen
Haben Sie mit einem Defizit zu rechnen, können Sie sich einige Wochen oder sogar Monate vorher schon auf dieses Szenario einstellen. Beispielsweise können Sie rechtzeitig bei der Bank einen Kredit beantragen, damit Sie nicht in Zahlungsverzug geraten, oder Sie können anderweitig Kapital beschaffen, um den Liquiditätsengpass zu entschärfen (z.B. durch Warenabverkauf im Rahmen einer Rabattaktion, oder durch Veräußerung von anderen Unternehmenswerten wie beispielsweise Aktien).
Das bestmögliche aus jeder Situation herausholen
Bei einer Liquiditätsprognose sind Sie nicht darauf beschränkt, eine möglichst realistische Abschätzung für die Zukunft zu treffen (obwohl dies für Ihre Liquiditätsplanung natürlich das Hauptszenario ist).
Sie können sich verschiedene Liquiditätsszenarien erstellen, die von pessimistisch bis optimistisch reichen. Beispielsweise sehen Sie in einem besonders pessimistischen Szenario (z.B. bei stark sinkender Kundennachfrage) wie lange Ihre Reserven reichen werden, bis ein Zahlungsengpass droht. Dann wissen Sie schon im Voraus, wie viel Zeit Ihnen bleibt, um Gegenmaßnahmen einzuleiten.
Anhand einer pessimistischen Prognose sehen Sie auch, ob Sie überhaupt Rücklagen in einem komfortablen Umfang haben. Falls nicht, können Sie schon in den gut laufenden Zeiten anfangen, sich eine Reserve aufzubauen und so für den Notfall besser gewappnet zu sein.
Mit Hilfe einer optimistischen Prognose erkennen Sie Wachstumspotenzial für Ihr Unternehmen. Dann können Sie sich schon im Vorfeld überlegen, was Sie mit den Überschüssen machen werden, wenn das Geschäft besser läuft als erwartet. Rücklagen bilden? Ein neues Produkt entwickeln? Oder anderweitig investieren?
Anfangs mag es müßig erscheinen, mehrere Szenarien zu erstellen, doch unterschiedliche Liquiditätsprognosen zeigen Ihnen den gesamten finanziellen Spielraum Ihres Unternehmens auf und sind ein wichtiges Hilfsmittel, wenn es darum geht, die Weichen für die Zukunft zu stellen.
Kosten optimieren
Wenn Sie sich sämtliche Ihrer Ausgaben genauer anschauen und zu verschiedenen Kostenkategorien zusammenfassen, erkennen Sie bei Ihrer Analyse möglicherweise Punkte, bei denen in Zukunft Geld eingespart werden kann. Benötigen Sie all die Software-Lizenzen? Wann haben Sie das letzte Mal Lieferantenpreise verglichen? Benötigen Sie wirklich ein so großes Lager?
Eine detaillierte Kostenanalyse im Rahmen der Liquiditätsplanung gibt Ihnen tiefe Einblicke in Ihr Unternehmen und animiert Sie dazu, sich zu überlegen, wo Einsparpotenzial besteht. Geringere Kosten wirken sich sofort positiv auf Ihre Liquidität aus. Das eingesparte Geld wird dann anderweitig im Unternehmen eingesetzt und trägt zum Wachstum bei.
Unternehmensperformance bewerten
Sicher haben Sie sich für Ihr Unternehmen bestimmte Umsatzziele gesteckt, die Sie erreichen wollen. Auch dabei kann Ihnen die Liquiditätsprognose wichtige Dienste erweisen.
Damit Ihr Unternehmen wächst, ist ein steigender Umsatz die Voraussetzung. Dieser kann mit unterschiedlichen Mitteln erreicht werden:
- Mehr Einnahmen
- Weniger Kosten
- Höhere Effizienz
In den meisten Fällen ist ein steigender Umsatz die Kombination aus den drei oben genannten Punkten.
Die Liquiditätsplanung unterstützt sie bei den ersten beiden direkt, da sie ihnen genau Ihre Einnahmen und Ausgaben vor Augen führt.
Erstellen Sie sich bei Ihrer Liquiditätsplanung zusätzlich noch für jeden Monat einen Soll-Wert, den Sie erreichen wollen, erhalten Sie einen zusätzlichen Performance-Indikator für Ihr Unternehmen. Vergleichen Sie die monatlichen Soll-Werte jeweils mit den Ist-Werten, erkennen Sie, ob Sie Ihre Liquiditätsziele – und damit Ihre Umsatzziele – erreichen werden.
In turbulenten Zeiten einen kühlen Kopf bewahren
Erstellen Sie auch für sehr unwahrscheinliche Ereignisse eine Liquiditätsprognose, fällt es Ihnen leichter, in extrem angespannten finanziellen Lagen einen kühlen Kopf zu bewahren. Wie wirkt es sich auf Ihre Liquidität aus, wenn Ihr Hauptkunde abspringt, oder Ihr Geschäftspartner pleite geht?
Auch wenn solche Extremsituationen glücklicherweise die Ausnahme im Geschäftsleben darstellen, schadet es keinesfalls, auch dafür einen Plan B in der Schublade zu haben, und sei es nur als komfortables Ruhekissen.
Leichteres Spiel bei Kreditverhandlungen
Eine detaillierte Liquiditätsprognose – am besten für mehrere Szenarien – kommt bei Kreditverhandlungen sehr gut an. Die Entscheidenden sehen dann zum einen, dass Sie sich intensiv mit der finanziellen Seite Ihres Unternehmens auseinandergesetzt haben und Ihnen dessen Fortbestand wichtig ist, und zum anderen können sie sich ein sehr genaues Bild von Ihrer Liquidität machen.
Beides trägt dazu bei, dass Sie größeren Spielraum in den Verhandlungen haben und sich so möglicherweise sogar bessere Kreditkonditionen sichern können.
Wie erstellt man eine optimale Liquiditätsprognose?
Viele Unternehmen erstellen Ihre Liquiditätsprognose bzw. -planung in Excel. Das kann man machen, ist jedoch sehr zeitraubend und fehleranfällig. Der Faktor Zeit ist mitunter einer der Hauptgründe, warum Unternehmen ihre Liquiditätsplanung vernachlässigen – es fehlt schlichtweg die Zeit.
Mittlerweile gibt es jedoch auch digitale Tools in Form von Liquiditätsmanagement-Software, die im Gegensatz zu Excel viele Routinearbeiten automatisch abwickelt. Dazu gehören:
- Automatischer Abruf aller Ein- und Auszahlungen auf sämtlichen Geschäftskonten
- Tägliche Aktualisierung der Liquiditätsplanung und Liquiditätsprognosen
- Individuelle Liquiditätsszenarien lassen sich über verschiedene Parameter einstellen für unterschiedliche Prognosen
Somit entfällt bei Nutzen entsprechender Software das manuelle Eintippen von Zahlenreihen, und Finanzverantwortliche sehen jeden Tag auf einen Blick, wie es aktuell um die Liquidität steht und wie die Zukunft aussehen könnte.
Das Anpassen der Planung ist damit schnell erledigt, weil die Datenlage immer aktuell ist. Vor allem, wenn es drunter und drüber geht, und die Liquidität wochen- oder sogar tageweise kontrolliert werden muss, ist dies ein großer Vorteil.
Auf diese Weise bleibt Ihnen mehr Zeit für die wirklich wichtigen Aufgaben, nämlich basierend auf der Datenlage der Liquiditätsprognose wegweisende Strategien für Ihr Unternehmen zu formulieren und diese baldmöglichst umzusetzen.
Über den Autor
ist Senior Content Marketing Manager bei Agicap in Berlin. Er ist in den Themen Liquiditätsmanagement, Cashflow und Finanzplanung unterwegs. Derzeit zeichnet er für Konzeption, Optimierung und Umsetzung des Content Marketings für das Liquiditätsmanagement-Tool Agicap verantwortlich.